Begrüßung & Runder Tisch Eins: 1990s re-visited
Die polarisierende Geschichte Halle-Neustadts im Kontext der deutschen Wiedervereinigung
Symposium / Prisma Cinema Halle-Neustadt
Im Zentrum des ersten Runden Tisches „1990s re-visited“ stehen die Jahre unmittelbar um die sogenannten „Wende“-Erfahrungen während, sowie die Erinnerungen an die späten 1980er und 1990er Jahre in Halle-Neustadt und an anderen Orten in (Ost-)deutschland. Anfang der 1990er Jahre betonten Wissenschaftler:innen die Komplexität städtischer, sozialer, technischer und politischer Fragen, die mit der Transformation verbunden waren. Die sozio-ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen hatten sich grundlegend verändert und es galt, in einem Kontext großer Unsicherheit die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Welchen Herausforderungen sich Beteiligte aus Wissenschaft, Stadtverwaltung und Bewohner:innen Halle-Neustadts ausgesetzt sahen, wie sie diese meisterten und zu meistern versuchten, wie sie damals in die Zukunft blickten und wie sie heute auf diese Zeit zurückblicken soll während des Runden Tisches Raum finden. Die Geschichte Halle-Neustadts wird dabei gelesen und reflektiert im Dialog den Transformationserfahrungen anderer Orte Ostdeutschlands.
Mit:
Prof. Dr. Harald Kegler (Universität Kassel)
Pia Kleine, M.A. (Berliner Hochschule für Technik)
Prof. Maike Fraas (Hochschule für Bildende Künste Saar)
René Rebenstorf (Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Halle (Saale))
Moderation: Dr. Hendrikje Alpermann und Felix Schiedlowski, M.A.
Veranstaltungshinweis: Von 13 Uhr bis 14.30 Uhr gibt es einen Stadtspaziergang mit Prof. Dr. Harald Kegler zur Stadtplanungsgeschichte. Der Rundgang ist die perfekte Gelegenheit, um Halle-Neustadt kennenzulernen! Folgen Sie diesem Link um mehr über den Stadtspaziergang zu erfahren.
Bild: ©Hendrikje Alpermann
Eintritt frei
Keine Voranmeldung nötig
Aufzug vorhanden
Behindertengerechte Toilette vorhanden
Abstracts
Zusammenfassungen der Beiträge der Teilnehmenden
Maike Fraas: Zurück in die Zukunft
Harald Kegler: Halle Neustadt nach 1990: Die lernende Moderne
In dem Vortrag geht Prof. Kegler von der Einschätzung der Planung für Halle-Neustadt vom stellvertretenden Chefplaner der Stadt, Prof. Joachim Bach, aus dem Jahr 1993 aus. Diese Einschätzungen werden dann als Ausgangspunkt für drei Stufen der Annäherung durch die Erneuerungsakteure nach 1990 gewählt: die 1990er-Jahre als Jahre der Entwertung, um 2000 als beginnende Neubewertung und praktische Erneuerung und schließlich zur Bewerbung für die „Zukunftsstadt“ (2015) und zum 50. Gründungsjubiläum. Da Halle-Neustadt ein Musterbeispiel für die Planung des modernen Städtebaus ist und zugleich ein unvollendetes Projekt eben jener Moderne in der DDR darstellt, kann der seit 1990 zu konstatierende Prozess als ein langsam reifender, auch schmerzlicher Aneignungsvorgang analysiert werden. Zugleich kann die Moderne allgemein als ein selbst lernendes Projekt angerissen werden.
Pia Kleine: Eine Großsiedlungserfahrung in den 1990ern? Ost- und westdeutsche Großwohnsiedlungen und die Erfahrungen ihrer Bewohner*innen als Vergleichsraum zu Halle-Neustadt
Großwohnsiedlungen (alternativ Neubaugebiete oder die Platte) wurden in den 1990er Jahren oftmals als ein vergleichbarer Raum mit ähnlichen Herausforderungen und Problemen wahrgenommen. Pia Kleine untersucht in ihrem Projekt die Erfahrungsgeschichten der Großwohnsiedlungen Magdeburg Neu-Olvenstedt und Wolfsburg-Westhagen ab den 1980er bis Mitte der 2000er Jahre. In ihrem Input in Halle-Neustadt stellt sie jene Siedlungen als Vergleichsräume mit Parallelen, aber auch Unterschieden vor. Um planungs- und baugeschichtliche Perspektiven der Großwohnsiedlungen zu erweitern, rücken die Bewohner*innen jenes Raumes in den Mittelpunkt des Interesses. Sanierungen, Nachbesserungen, Abrissdiskussionen und (mediale) Abwertungen beeinflussten den Alltag der Bewohner*innen in den 1990er Jahren. Das Projekt fragt im Gegenzug nach dem raumbezogenen Handeln, den alltäglichen Themen, Perspektiven und Wahrnehmungen in den Jahren der Transformation, in der auch die Bewohner*innen die Entwicklungen mitbestimmten und sich das Bild der Siedlungen einmal mehr wandelte…
René Rebenstorf: Halle und Neustadt: Stadt in Bewegung
Utopie und Sozialistische Musterstadt, deutschlandweites Symbol für problembehaftete Großwohnsiedlungen, vielbeachtetes kreatives Experimentierfeld und Sachsen-Anhalts größtes Einwandererquartier: all das ist Halle-Neustadt. Dazu kommt seit 1990 der lange Weg der Integration der beiden Städte Halle und Neustadt zu einem Gemeinwesen. Neustadt ist ständig in Bewegung und hat in den 60 Jahren ihres Bestehens seit 1964 schon einiges erlebt. Als Jubiläumsgeschenk werden nun große Teile des Stadtteiles unter Denkmalschutz gestellt, die noch vorhandene Substanz bewahrt, während sich die Bevölkerungsstruktur sich seit 1990 stark wandelt. Diese vielfältigen Aspekte werden im Vortrag kurz in einen Gesamtzusammenhang gestellt.
Prisma Cinema Halle-Neustadt
Der Runde Tisch findet im lokalen Kino statt, dem Prisma Cinema.
Konzipiert und organisiert von
Dr. Hendrikje Alpermann,
Felix Schiedlowski, M.A. (ZIRS),
Prof. Dr. Jonathan Everts (ZIRS und AfA),
Sophie Altmiks, B.A. (studentische Hilfskraft, ZIRS)