Runder Tisch Vier: Transformation gestalten
13. September
12:30 bis 14:00

Runder Tisch Vier: Transformation gestalten

Baukulturelle Dimensionen der Gesellschaft im Wandel

Symposium / Geschichtswerkstatt Halle-Neustadt

Am Runden Tisch „Transformation gestalten: baukulturelle Dimensionen der Gesellschaft im Wandel“ wird der baukulturelle Wandel auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und speziell in Halle-Neustadt thematisiert. Die zentrale Frage lautet: Wie spiegelt sich gesellschaftlicher Wandel in materieller Form wider, und wie bedingen sich sozialer und materieller Wandel gegenseitig? Ein weiterer Aspekt betrifft den Umgang mit Architektur bestimmter Epochen und was dieser Umgang über uns als Gesellschaft sagt. Diskutiert werden außerdem alternative Wege jenseits von Abriss und Erhalt und wie die bauliche Struktur der DDR erhalten und weiterentwickelt werden kann. Darüber hinaus wird gefragt, was von den Erfahrungen des Stadtumbaus in Halle-Neustadt an Einsichten für die Zukunft von Großwohnsiedlungen zu gewinnen sind.

Mit:
Prof. Dr. Philipp Oswalt (Universität Kassel)
Dr. Mark Escherich (Bauhaus-Universität Weimar und Stadt Erfurt)
Albrecht Wiesener, M.A. (Bauhaus-Universität Weimar)
Dr. Hendrikje Alpermann (Stadt- und Architekturgeographin)
Guido Schwarzendahl (Bauverein Halle & Leuna eG)

Moderation: Toni Pfaff

Bild: ©Hendrikje Alpermann

Eintritt frei

Keine Voranmeldung nötig

Hendrikje Alpermann: Das Ringen um die „Scheiben“ in Halle-Neustadt

Der Beitrag untersucht die dynamischen Beziehungen, die mögliche Zukünfte für die seit den späten 1990er Jahren leerstehenden Hochhausscheiben im Zentrum von Halle-Neustadt beeinflusst haben. Im Fokus steht die Stadtplanung als zukunftsorientierte Praxis, deren Kernaufgabe das „Ausrichten von Beziehungen“ ist. Es wird beleuchtet, wie die Bedingungen des Möglichen und die potenziellen Zukünfte seit den 1990er Jahren gestaltet wurden und wie sich die Bedeutung der Gebäude im Laufe der Zeit verändert hat.

Mark Escherich: Denkmalpflege – Transformation – Ostmoderne

Der Denkmalpflege kommt im ostdeutschen Transformationsprozess eine bisher unterschätzte Rolle zu. Das gilt in zugespitzter Weise für das bauliche Erbe der sogenannten Ostmoderne. Die insgesamt zaghaften Bemühungen der Disziplin auf diesem Gebiet sind schon vor langer Zeit von einer breiten zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungs- und Aneignungskultur überholt worden. In Anti-Abbruch-Protesten kristallisiert sich bis heute beispielsweise ein allgemeines Empfinden, dass der Wandel der Lebensräume in Ostdeutschland auch Verlust bedeutet – Verlust der Erinnerungen an ein Land, welches bei allen Vorbehalten auch Herkunft und eigene Geschichte war, wie es der Kulturwissenschaftler Tobias Knoblich 2010 beschrieb. Die Analyse des Status Quo von ‚Denkmalpflege und Ostmoderne‘ zeigt nicht nur die Notwendigkeit von mehr Beschäftigung seitens der Disziplin, sondern auch das Potential für eine methodische und letztlich vielleicht mehr gesellschaftsrelevante Neuausrichtung der Denkmalpflege.

Mark Escherich ist ein exzellenter Vermittler zwischen Wissenschaft und Praxis und bekannt für seinen Einsatz zur Rettung des baukulturellen Erbes aus der Zeit nach 1945 in Ostdeutschland.

Philipp Oswalt: Abstract folgt

Abstract folgt

Guido Schwarzendahl: Wir sind ein (junges) Denkmal – also alles gut?!

Halle-Neustadt ist ein markantes Beispiel der Nachkriegsmoderne, besonders in den ersten vier Wohnkomplexen, die die Handschrift Richard Paulicks tragen und heute unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Vortrag diskutiert, welche ursprünglichen Elemente weiterhin funktionieren und wo neue Nutzungen entstanden sind. Wie wird Halle-Neustadt insgesamt wahrgenommen und wie kann Halle-Neustadt, das als geplante und neue Stadt konzipiert und errichtet wurde, heute weiter geplant und weitergebaut werden, um es attraktiv zu halten? Der Vortrag lädt dazu ein, diese Fragen zu reflektieren und richtet den Blick auf mögliche Zukunftsstrategien, insbesondere vor dem Hintergrund der Dringlichkeit nachhaltiger Stadtentwicklung

Albrecht Wiesener: Gestaute Zeit, geteilte Stadt. Räumliche Erfahrungen der Wendezeit in Halle-Neustadt

Der Beitrag hat zum Ziel, die Wende- und Nachwendezeit in der längeren Entwicklung Halle-Neustadts historisch zu verorten und gleichzeitig auch die politischen und sozialen Transformationserfahrungen der postsozialistischen Zeit en detail in der besonderen räumlichen Disparität von Halle und Halle-Neustadt verständlich zu machen. Auf der Grundlage ganz unterschiedlicher Quellen wie Literatur, Film, kultureller Initiativen, stadtplanerischer Interventionen und der öffentlichen Diskussion in den 1980er und 1990er Jahren wird dabei versucht, die ehemalige „sozialistische Chemiearbeiter-Modellgroßstadt der Jugend“, wie sie Peer Pasternack einmal genannt hat, als Ort der permanenten Selbst- und Fremdzuschreibungen zu verstehen und daraus auch Rückschlüsse für die architekturgeschichtliche und denkmalorientierte Bewertung in der Gegenwart zu gewinnen.

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